Das Prinzenpalais in Gotha wurde 1776 erbaut und gehört zu den frühesten Bauten des Klassizismus in Deutschland. Nach vielen Jahren des Leerstandes wurde das Gebäude von der AWO AJS gGmbH gekauft.
Zum ursprünglichen Ensemble gehörte ein anschließendes Kavaliershaus. Dessen Struktur und Zustand ließ Machbarkeitsstudien Zufolge eine Sanierung und Nutzung für betreutes Wohnen aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht mehr zu. Vorhandene Natursteine wurden auf dem Grundstück gesichert und einer weiteren Nutzung zugeführt.
Durch die Sanierung des Palais, sowie durch die Errichtung zweier Neubauten, entstand ein städtebauliches Gebäudeensemble für altersgerechtes und barrierefreies Wohnen in zentraler Lage Gothas. Insgesamt wurden 44 Plätze in 4 ambulant betreuten Senioren-Wohngemeinschaften und 31 barrierefreie Wohnungen für Senioren geschaffen.
Optisches und funktionales Zentrum des heutigen Ensembles ist das herrschaftliche Prinzenpalais, welches der Identifikation und der Öffentlichkeitswirkung dient. Es nimmt den Großteil der gemeinschaftlichen, zentralen und öffentlichen Nutzung auf. Im mittleren Teil des Gebäudekomplexes ist eine Tagespflege angesiedelt, mit Platz für bis zu 12 Gäste.
Dafür war es notwendig fast alle Dachelemente komplett zu erneuern und auszutauschen. Eine Lichtkuppel mit knapp zwei Metern im Durchmesser sorgt nun für eine natürliche, indirekte Beleuchtung des prachtvollen Treppenhauses. Historische Fenstereinfassungen, Lambris und Türen konnten teilweise rekonstruiert, beziehungsweise aufgearbeitet werden. Im neuen Glanz scheinen auch die freigelegten, historischen Holzverzierungen. Sie wurden mit dem ursprünglichen Goldschimmer versehen. Durch gut erhaltene Fragmente konnte zum Teil auch die originale Farbgestaltung an Decken und Wänden nachempfunden werden.
Die Herausforderung für die Generalplaner der Hartung & Ludwig GmbH bestand darin, zwei Neubauten zu erschaffen, die das Palais einrahmen, optisch dabei jedoch nicht dominant wirken. Um dies zu gewährleisten, schließen die Attiken der Neubauten in der Höhe mit der Traufe des Palais ab. Die Fassadengestaltung der Neubauten lehnt sich in Ihrer Kleinteiligkeit der Fensteruntergliederung und durch Schmuckelemente wie Gesimse und Fensterfaschen an den historischen Bau an. Durch eine dezente moderne Farbgestaltung und die Verwendung von Kammputz wird das historische Fassadenthema neu interpretiert. Die Dimensionen der Neubauten gegenüber dem Palais waren von großer Bedeutung. Um das Palais nicht mit zwei unverhältnismäßig großen Kisten zu erdrücken bestehen die Neubauten aus mehreren Teilen. Sie bilden sich aus einem Riegel durch den mittig ein Quader durchgesteckt ist. Dadurch konnten die Giebelseiten der Neubauten schmal genug gehalten werden, um das Palais einzurahmen und nicht zu dominieren. Durch diesen Kniff entstand mittig genügen Fläche für die zukünftige Nutzung. Durch weitere vertikale Unterteilungen der Fassaden mittels Vor- und Rücksprüngen in der Fassade gliedern sich die Neubauten in – dem Palais respektierende – Flächengrößen auf. Die Anordnung der Riegel erfolgte bewusst nicht symmetrisch, sondern entlang der Sichtachse der Mozartstraße als Wiederaufnahme der Lage des Kavaliershauses aus dem historischen Stadtplan. Die Neubauten sind als viergeschossige, nicht unterkellerte Gebäude auf Bodenplatte mit Flachdach errichtet worden. Alle technisch aktuellen Standards wurden bedacht und umgesetzt.
Im unmittelbaren Umfeld des Prinzenpalais befinden sich Wohn- und Geschäftshäuser, sowie öffentliche Gebäude. Eine zum Verweilen einladende Gartenanlage ist von jedem der drei Gebäue, sowie von den Verbindern aus erreichbar.